Neuen Welpen zuhause eingewoehnenWelpen können sich schnell im neuen Zuhause eingewöhnen. In den ersten Wochen richten sie ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die neuen Besitzer und die Umgebung. Sie beobachten uns Menschen sehr genau und registrieren ALLES... Bis sie wissen, wie sie ihre Menschen um den Finger wickeln können. Wenn du in dieser ersten Zeit Fehler machst und den neuen Welpen zu sehr vermenschlichst, kann das fatale Folgen haben. Denn Welpen brauchen etwas ganz anderes, als wir Menschen ihnen geben.

Welpen brauchen in den ersten Wochen nur Sicherheit

Fast alle Hundebesitzer machen in den ersten Wochen bei ihren Welpen die gleichen Fehler. Zu Hause wird der Welpe in den Mittelpunkt gerückt und wird mit Aufmerksamkeit überschüttet. Draussen wird er strikt an der Leine geführt, aus Angst, er könnte weglaufen. Wie fatal! Denn, würden wir ihn frei laufen lassen, könnte der Welpe seinen Folgetrieb nutzen und freiwillig und gerne mit uns mitgehen.

Dann würde er sich sicher fühlen und seinen Menschen von Anfang an als Führung oder Rudelführer erkennen. Er weiss, dass er ohne seine Menschen in den ersten Wochen und Monaten verloren wäre. Es ist absolut schade, wenn Welpenbesitzer diesen Folgetrieb nicht nutzen. Wenn wir den Welpen anleinen, und auch draußen ständig beobachten, werden wir zum Mitläufer... und verlieren unsere Magie des Beschützers.

Die Folge ist, dass der Welpe unsicher wird, sich auffällig benimmt... und diszipliniert wird. Unter Hunden im Rudel klappt das wunderbar. Wir sollten uns also in den ersten Wochen vielmehr typisch Hund benehmen, statt unsere Welpen mit menschlichen Forderungen, Erziehung und Training zu überfordern.

Die ersten Wochen deines Welpen an einem Beispiel aus unserer menschlichen Welt

Stell dir einmal vor:
Du und dein Mann ihr werdet arbeitslos, beide zusammen. Alle Rechnungen gehen weiter und am Anfang könnt ihr die Verluste noch mit den Ersparnissen ausgleichen. Aber die Zeit schreitet voran und das Konto geht in diesem Monat ins Minus. Rechnungen für Miete, Strom oder Versicherungen flattern weiter ins Haus. Den Urlaub hast du bereits storniert. Dein Kind kann nicht mit auf Klassenfahrt gehen, als einziges Kind in der Klasse…

Wie reagierst du in diesem Moment? Du bist dabei alles zu verlieren, was dir Sicherheit im Leben gegeben hat, was dir ein wohliges zufriedenes Gefühl gemacht hat. Vielleicht ist es schon Herbst aber du kannst die Heizung nicht aufdrehen, im Kühlschrank steht nur noch Marmelade und Margarine und beim Friseur warst du schon seit Monaten nicht mehr. Bleibst du trotzdem ruhig und gut gelaunt? Oder wirst du panisch? Wie wirst du dich benehmen? Flippst du aus, wirst du nervös oder ziehst du dich depressiv vom Leben zurück?

Versetze dich in die Lage, wie du dich fühlst, in diesem tiefen Stress

welpen eingewoehnenWie fühlt es sich an? Wie bist du in dieser Situation? Wie würdest du auf Familie und Freunde reagieren, die dir gut zureden "das wird schon", oder die dich großzügig einladen mal mit zum Baggersee zu fahren "um mal rauszukommen". Oder, wenn dir deine Freundin ein abgetragenes T-Shirt bringt "Das ist noch top in Ordnung". Findest du all das toll, oder findest du es degradierend? Sie alle versuchen nett zu sein und dir zu helfen. Aber, wirkt es auch so auf dich? Hilft es dir? Brauchst du jetzt schlaue Ratschläge, Wochenend-Einladungen, oder abgetragene Klamotten? Nein. Natürlich nicht.

Am liebsten hättest du jetzt jemanden, der dir all das abnimmt, stimmt's? Oder jemand, der dich an die Hand nimmt und seine Kraft mit dir teilt...

Was würde dir jetzt tatsächlich helfen? 

  • Du brauchst jemanden, der dich da wirklich rauszieht und dir einen neuen Weg aufzeigt. Jemand, der dich durch diesen Sumpf sicher ans andere Ufer führt. Zurück in deine alte Sicherheit mit warmer Wohnung und ausreichend zu Essen.
  • Du brauchst jetzt jemanden, der genau weiss, wo der Sumpf flach ist oder wo feste Trittstellen sind. Der sagt "vertraue mir" ich kenne den Weg. Komm einfach mit, achte auf meine Schritte und tu genau das gleiche wie ich.
  • Du brauchst jemanden, der einfach voran geht, zielsicher, furchtlos und entspannt.

Und an seiner bodenständigen Ausstrahlung und seinem sicheren Auftreten spürst du, dass er das wirklich kann. Du folgst diesem Menschen ohne Nachzudenken. Denn dein Bauch sagt dir, der kann es, dem kann ich vertrauen, der tut mir gut.  Und nur mit seiner beherzten ehrlichen Ausstrahlung gibt er dir schon deine innere Ruhe und dein Vertrauen ins Leben zurück. Du weisst instinktiv, dieser Mensch meint es nicht nur ehrlich, sondern er kann es auch. Er bringt dich aus dem Sumpf hinaus, rüber ans sichere Ufer des Lebens.

GENAU SO ging es deinem Welpen in den ersten Wochen

Damals, als dein Welpe zu dir kam und noch völlig unfähig war, alleine zu überleben. Aber ich sollte besser sagen, als er mit zu dir nach Hause kommen MUSSTE. Denn er hat das ja selber gar nicht gewollt. Es ist ihm einfach geschehen. Und damit hat er innerhalb weniger Minuten alles verloren, was ihm Sicherheit und Schutz geboten hat. Bei dir im Beispiel war es deine Arbeit und dein Heim. Bei deinem Welpen war es seine Mutter und seine Geschwister, die ihm Sicherheit und Frieden gegeben haben. 

Und wenn du ihm jetzt nicht vom ersten Tag an Sicherheit vermittelst und das beruhigende Gefühl gibst, du führst ihn sicher ans andere Ufer, dann wird er genau wie du, panisch reagieren. Dein Welpe wird nervös und unkontrolliert herumspringen, sich depressiv und ängstlich zurückziehen oder alles anplärren und angreifen, was ihm unverständlich erscheint. Ganz automatisch und unbewußt... wie du selber, wenn du Stress hast!

Dein Welpe braucht in den ersten Wochen bei dir Zuhause kein Sitz, Platz, Komm oder Markersignale. Er braucht auch keine fremden Hunde, die ihm seine Geschwister nicht ersetzen können. Und erst recht keine Bestrafung für sein panisches Handeln. Er braucht, genau wie du, jemanden der sagt:

"Vertraue mir, ich kenne den Weg. Komm einfach mit, achte auf meine Schritte und tu genau das gleiche wie ich."

Dein Welpe braucht, dass DU einfach voran gehst, zielsicher, furchtlos und entspannt. Und an deiner bodenständigen Ausstrahlung und deinem sicheren Auftreten spürt er, dass du das wirklich kannst. Und nur mit deiner beherzten, ruhigen Ausstrahlung gibst du ihm seine innere Ruhe und dein Vertrauen ins Leben zurück. Er erkennt sofort, "dieser Mensch meint es nicht nur ehrlich, sondern er kann es auch. Er bringt mich aus dem Sumpf hinaus, rüber ins sichere Leben.

Du stellst dir die Situation nur vor, dein Hund hat sie wirklich erlebt. Er stand vor dem Sumpf. Bis heute wartet er dort auf den Lotsen, der ihn sicher in sein unbeschwertes Leben zurückführt.

Hör auf, ihn mit Sitz, Platz, Nein - Kommandos zu überhäufen. Hör auf, ihn mit Liebe zu erdrücken! Fang an, ihn durchs Leben zu führen. Geh einfach los, mach dein Ding und zeig ihm, dass du es kannst. Schau nach vorne und achte auf euren Weg, NICHT auf deinen Hund!

DU kennst die sicheren Stellen im Sumpf, er kennt sie nicht. Aber du wirst daneben treten, wenn du ständig zu deinem Welpen schaust. Dein Hund merkt das, es macht ihn unsicher, und er wird jetzt, mitten im Sumpf noch panischer. Denn wenn du Unsicherheit zeigst, verliert dein Welpe das Vertrauen zu dir. Er wird genau deswegen, seinen eigenen Weg suchen, verzweifelt und hilflos. Aber jetzt wissend, dass  jemand, der immer nur zu ihm schaut, statt auf den Weg zu achten, kein guter Lotse ist. 

Diesem unsicheren Menschen weiter zu folgen wäre  lebensgefährlich… Er muss eben selber seinen Weg finden, voller Angst, Unsicherheit und Wut. Voller Enttäuschung, dass er jemandem vertraut hat, der es nicht drauf hatte, ihn auf die Sonnenseite des Lebens zu führen…

Damit dir das nicht passiert, führe deinen Welpen in den ersten Wochen ganz gezielt durch sein neues Leben. Gewöhne ihn an viele verschiedene Situationen, verschiedene Menschen und andere Tiere. Gehe mit ihm durch die Schule des Lebens, zeig ihm unsere menschliche Welt. Lebe dein Leben und lass deinen Welpen einfach mit dabei sein. Dann wird er in dir den Rudelführer erkennen und dir einfach folgen. Du brauchst dafür keine Kommandos oder Welpenstunden. Rede am besten überhaupt nicht. Sei einfach nur präsent, souverän und entspannt. Dann werden die ersten Wochen bei dir Zuhause für deinen Welpen ein Abenteuer, das ihn für sein Leben fit macht.

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Antje HebelAntje Hebel

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