Die Dominanztheorien von Konrad Lorenz hatten sich über Jahrzehnte in den Köpfen der Hundebesitzer festgesetzt. Danach war ein Rudelführer eher dominant und herrschsüchtig. Dementsprechend wurden Hunde trainiert und erzogen - mit harter Hand und lauter Stimme. Heute wissen wir, dass Hunde einen guten Rudelführer an ganz anderen Kriterien erkennen. Er muss sehr verständnisvoll und umsichtig handeln, immer zum Wohl des gesamten Rudels. Welchen natürlichen Regeln Hunde dabei folgen, liest du hier im Artikel.
Eigentlich gibt es ja den Rudelführer gar nicht. Es sind immer die Elterntiere, die das Rudel gemeinsam führen. Wobei die Hündin die höhere Stellung einnimmt. Zum Rudel gehören meist bis zu zehn Nachkommen aus verschiedenen Würfen, die nicht von den Elterntieren abwandern, sondern weiterhin mit ihnen zusammenleben.
Und wie bei uns Menschen auch, schauen sich die Jungen alles von den beiden Elterntieren ab, kopieren deren Verhaltensformen und passen sich bereitwillig an. Sie profitieren vom Wissen und den Erfahrungen ihrer klugen Rudelführer. Die Elterntiere sind also keine Herrscher, sondern eher die Idole ihrer Gruppe. Befolge die 5 Regeln und dein Hund wird dich viel besser verstehen:
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Regel #1 Ein Rudelführer hat alles im Griff - Hast du das auch?
Wer das bejahen kann, wird seinen Hund nicht mit Dominanz, Bestrafung oder Unterdrückung unterordnen und beherrschen wollen. Er wird seinen Hund vom ersten Tag an geduldig durch sein neues Umfeld führen. Ruhig, entspannt und voller Empathie zeigt ein guter Rudelführer dem neuen Hund was Leben ist. Ja, er zeigt es ihm, statt es ihm zu 'kommandieren'. Er macht es ihm einfach vor, damit der junge Hund es wirklich verstehen und nachmachen kann. Der Rudelführer trifft die Entscheidungen für die Gruppe. Dabei bleibt er stets auf die Situation konzentriert und auf sein eigenes Handeln fokussiert.
ER achtet auf Gefahren, ER beobachtet das Umfeld, ER weiss, wo Beute zu finden ist und ER weis, wo der Bach am leichtesten zu überqueren ist. Er achtet penibel darauf, dass er keine noch so kleine Veränderung übersieht. Er ist so beschäftigt damit, Gefahren zu vermeiden, dass er kaum Zeit hat, ständig nach dem jungen Hund zu sehen. Denn ein Rudelführer darf keinen Fehler machen, sonst lernt der unerfahrene 'Neue' etwas falsches. Fehler könnten für das gesamte Rudel fatale Folgen haben. Das darf auf keinen Fall passieren.
Regel #2 Ein guter Rudelführer ist immer beschäftigt
Aber der neue Hund ist nicht enttäuscht, dass sein Rudelführer keine Zeit zum Toben und Knuddeln hat. Dafür hat er seine Geschwister, die spielen bereitwillig mit ihm. Die Alttiere sind auf der Hut und halten Wache, auch wenn es so scheint, als würden sie nur herumliegen.
Der junge Hund spürt instinktiv, dass dieses 'Beschäftigt sein' des Alten zu seinem Wohl passiert und sein Überleben sichert.
Er weiss, sein Rudelführer ist für ihn da, er ist sein Fels in der Brandung, sein Schutzschild gegen den Sturm, sein Anker in den Wogen des Lebens. Er würde im Ernstfall ins Feuer springen und mit Löwen kämpfen, um den jungen Hund zu retten.
Regel #3 Ein guter Rudelführer lässt den jungen Hund nicht unkontrolliert herumlaufen
Er achtet penibel darauf ihn in der Nähe zu halten und vor anderen Lebewesen zu schützen. Selbst andere Artgenossen checkt er vorsichtshalber selber erst ab, bevor er dem Kleinen den Umgang erlaubt. Im Rudel laufen Jungtiere oder schwache Tiere in der Mitte, im Schutz der Herde, nicht vorneweg. Aber Jungtiere entfernen sich instinktiv nicht weit vom Rudel weg. Sie wissen, dass sie ohne die Alttiere verloren wären. Ja, der Rudelführer ist umsichtig und für den Ernstfall bereit. Und genau dieses Gefühl der Zugehörigkeit und des Beschützt-Seins lassen den jungen Hund ganz ruhig werden und jede Nacht zufrieden einschlafen.
Regel #4 Ein guter Rudelführer gibt all seine Erfahrungen weiter
Denn er will, dass seine Nachkommen genauso schlau werden, wie er selber. Er lässt die jungen Hunde durchaus ihre eigenen Erfahrungen machen… Ups, ein Ameisenhaufen ist etwas Unangenehmes ... ups, bei Glatteis sollte ein Hund nicht rennen ... und auweia, Katzen jagen bringt meist Ärger … Er gestattet ihnen am Leben zu wachsen. Aber er diszipliniert, betraft oder verletzt sie niemals. Denn ein guter Rudelführer will seine Gruppenmitglieder auf's Leben vorbereiten. Damit sie später, wenn er alt oder nicht mehr da ist, alle Situationen, auch ohne seine Hilfe, alleine meistern können.
Regel #5 Einer für alle – Alle für einen
Rudelführer tragen eine große Verantwortung. Sie müssen Entscheidungen treffen und Lösungen parat haben, immer zum Wohl der Gruppe. Eine solche Aufgabe erfordert Rücksichtnahme und Respekt, Umsicht und ganz viel Selbstvertrauen. Wer das hat, kann sein Rudel entspannt und souverän führen. Und jeder Hund in der Gruppe wird dieser Führung gerne folgen. Die Gruppendynamik hält sie zusammen. Jeder braucht den anderen um in Sicherheit zu überleben.
Bist du ein guter Rudelführer?
Du siehst, in der Natur ist alles ganz sinnvoll gelöst. Aber wir sind keine Hunde. Wie musst du als Mensch sein, um dieses Urvertrauen deines Hundes oder deines neuen Welpen zu bekommen? Wie schaffst du es, ein guter Rudelführer zu sein? Ich höre immer wieder die Frage:
„Wie zeige ich meinem Hund, dass ich der Boss bin?“
Vergiss es! Das kannst du nicht einfordern oder antrainieren. Denn diesen Rang musst du dir verdienen! Nur wenn dein Hund in dir wirkliche Führungsqualitäten wahrnimmt, wird er dich als Rudelführer respektieren. Wenn du es nicht in dir hast, bleibst du für ihn immer nur ein Mitläufer. Um deine Führungsqualitäten zu aktivieren, musst du authentisch, glaubwürdig und geduldig sein.
- Biete Sicherheit, bleibe ruhig, schaffe Klarheit
Achte auf dich und das Umfeld, nicht auf deinen Hund. Schau nach vorne beim Laufen, bleib nicht stehen, weil dein Hund schnuppern will. Sehe Gefahren bevor dein Hund sie entdeckt. - Sei souverän und routiniert
Habe Ideen für eure gemeinsamen Aktivitäten, handle zielorientiert und selbstbewußt, agiere vorausschauend, finde positive Lösungen für deinen Hund, werde sein Vorbild. Sei klar verständlich und setze Strukturen. - Verlange nichts, was dein Hund nicht schafft
Zwinge ihn nicht, über ein Gitter zu laufen oder andere Hunde zu treffen, wenn er Angst hat. Merke dir die Situation und gewöhne ihn allmählich und spielerisch an Stress-Situationen und an Hundebegegnungen mit Artgenossen. - Bleibe RUHIG und geduldig
Egal, was passiert, bleibe ruhig! Behalte immer einen klaren Kopf und triff Entscheidungen, die deinem Hund guttun, denke nie an deine eigene Bequemlichkeit.
Zeige deinem Hund die menschliche Welt und mache ihm das Leben bei uns Menschen so artgerecht wie möglich. Dann bist du der beste Rudelführer, den er sich wünschen kann.
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Antje Hebel hat 4,52 von 5 Sternen 528 Bewertungen auf ProvenExpert.com